Kölner im Rheinland

Wir haben in den Weiten des Internets einen Artikel gefunden, als wir "aus gegebenen Anlass" in Google nach "Schwarzwälder Mentalität"
gesucht haben. Der Autor ist leider unbekannt. Wir fanden diesen Blog-Eintrag aber so schön, dass wir ihn gerne mit Ihnen/Euch teilen wollen. Auch wegen des Schlusses der Geschichte - wir können uns eine Umsiedlung halt nicht nur vorstellen, wir haben sie vollzogen - wenn dat man jot jeht, wie der Rheinländer so säht ...

Ein Kölner im Schwarzwald

Bis vor einigen Jahren immer wieder die gleiche Frage. Wo fahren wir hin in Urlaub.

Afrika…nöh, Trotzdem nach Ägypten gefahren krank geworden. Kreta, es war wunderschön, besonders für einen technisch Begeisterten wie mich, wenn direkt neben dem Hotel die „Kampfflieger“ im Tiefflug durch die Berge kamen und direkt neben dem Hotel mit Übungsmunition schossen.
 
Türkei hmmm… keine Lust, Meer….mmmh zu langweilig………..Alpen hmmm zu steil.
 
Kein Urlaub indem man sich richtig erholte. Entweder wurde der eine krank oder man lief lustlos durch die Gegend bis sich das Thema Urlaub dann sowieso erledigte.
 
Arbeitslos, mit Ende 30 für die Industrie natürlich viel zu alt konnte ich meinen Beruf vergessen.
 
Also musste was Neues her – Umschulung – hieß das Zauberwort. Nach knapp 2 Jahren Lernen mit Abschlussprüfung sofort einen Arbeitsplatz gefunden und man konnte mal langsam wieder an das heikle Thema „Urlaub“ denken.
 
Aber die Power war nach 2, Jahren Lernen, beruflichen Neuanfang einfach raus. Irgendwas in der Nähe sollte es sein. Möglichst nicht weit fahren.
 
Ich erinnerte mich, als Kind mal einen wunderschönen Urlaub im Schwarzwald verbracht zu haben. Es kamen uralte Erinnerungen an eine große ratternde Säge wo die Baumstämme noch hingeflößt wurden und dann hinten als Bretter wieder raus kamen. An kristallklare Bergbäche wo wir Staudämme gebaut hatten, an eine alte Hängebrücke die wunderbar schaukelte, an einen Märchengarten wo der Opa nach der Arbeit alte Märchen nachbaute. An Abenteuer die wir erlebten, an Wasserfälle….
 
Also Karte raus, Internet an und gesucht. Irgendwas um St. Märgen musste es sein. Da war es das Simonstal. Im Internet ein Quartier gesucht, sollte aber oben auf der Höhe sein. Wir buchten noch am Samstagabend bei einer Pension in der Nähe von St. Märgen.
 
Mit gemischten Gefühlen fuhren wir in den Schwarzwald. Wir sind doch eigentlich keine alten Leute. Schwarzwald- irgendwas für Leute die da mit Hut und Stock wandern gehen und Volksmusik, Bollenhüte und Kuckucksuhren toll finden und zu Hause den röhrenden Hirsch an der Wand hängen haben. 
 
Naja sind ja nur 2 Wochen, werden wir schon irgendwie rumkriegen.
 
Aus den 2 Wochen wurden Jahre- inzwischen wurden wir für unsere „Treue“ bereits mehrfach vom Bürgermeister geehrt.
 
Der Schwarzwald ließ uns nicht mehr los und wurde zu unserer „zweiten“ Heimat.
 
Die alte Säge gab es noch, die Baumstämme werden immer noch geflößt und kommen immer noch hinten als Bretter raus. Ich stand nach 45 Jahren immer noch mit der gleichen Faszination dort wie schon als kleiner Junge. Den Märchengarten gibt es immer noch - wenn auch heute dort eine andere Generation das Haus übernommen hat. Die Hängebrücke gibt es auch noch. 
 
Es war so schön wie früher.
 
(…)

 
Wir können uns nichts anderes mehr vorstellen. Frühmorgens um 5:00 Uhr los -A3/A5 und mit Glück so gegen 09:00 Freiburg Nord raus. Es geht durchs Glottertal rauf nach St. Peter die Hochebene liegt vor einem, man sieht den Feldberg, weiter durch St. Märgen bis zum Rastplatz an der Strasse mit Blick auf Feldberg und die Vogesen. Auto rechts ran. Es riecht nach frisch gemähtem Heu, Bienen summen, absolute Ruhe, Brötchen und Kaffee raus und der Urlaub hat begonnen. Die Arbeit liegt sooo weit weg. 
 
Es gibt nun viel wichtigeres wie z.B. welche Wanderung machen wir als erstes , wo gehen wir essen bei dem oder doch bei dem, sollen wir heute Abend Tango oder doch lieber Standard-Latein tanzen oder einfach nur auf „unserem“ Bänkchen sitzen und Sonnenuntergang schauen.
 
Über uns sehen wir ein Flugzeug. Ob der wohl Urlauber an Bord hat die jetzt in irgendeinem Betonklotz am 5 KM entfernten Meer neben der Müllhalde landen…
 
Uns ist es egal. Langsam nehmen wir in der Pension „unser“ Zimmer wieder in Beschlag. genießen den Blick über das Rheintal bis in die Vogesen und haben Urlaub.
 
Wenn ausgepackt ist gehen wir zu unserem Lieblingsplatz und genießen einfach nur den Blick, das Summen der Insekten, die verschiedenen Vogelstimmen, den Geruch nach Heu, die Ruhe und das Glück einen so schönen Flecken Erde gefunden zu haben.
 
Und wenn der Urlaub zu Ende ist ? Kein Problem, denn in ein paar Wochen kommen wir ja wieder und genießen den Ausblick, die Ruhe, die Zweisamkeit den Sonnenuntergang in den Vogesen, den Tango und träumen wieder mal davon gemeinsam steinalt zu werden und noch viele Wanderwege im Schwarzwald zu entdecken. 
 
Ob wir es uns vorstellen können nach der Rente in den Schwarzwald umzusiedeln.
 
Vorstellen: Ja
 
Umsiedeln: Nie und nimmer, alleine die Mentalität des Badeners und des Rheinländers
Da prallen Welten aufeinander, das passt nicht. Ist wirklich nicht bös gemeint, aber ett passt wirklich nicht. 
 
Ein Paar welches langsamen Walzer tanzt und dabei - L a c h t ? 
 
Das kann nie und nimmer ein Badener sein, datt iss ene Rheinländer, und der kann dahin in Urlaub fahren, aber nie heimisch werden.